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Da traut sich was zusammen

Moni und Hein heiraten.
Sie feiern im Sommerschloss Glienicke ein rauschendes Fest, mit netten Menschen, guter Musik, Himbeeren, Sekt und Sommer. Was will man mehr?
Ich freue mich unbändig für die beiden, denn hier ist wirklich zusammengewachsen was zusammen gehört.
Ich war auch schon bei so Hochzeiten wo man eher dachte Hmm… echt jetzt..?
Heirat als Versuch der Beziehungsrettung, zum Beispiel. Oder Trotzheiraten.
Es gab diese Hochzeiten in sehr dunklen katholischen Kirchen, bei denen meine innere Stimme immer das Ave Maria verweigert und mir beim Ringetausch mit dem frisch konvertierten blassen Bräutigam unweigerlich die Worte vom Schicksalsberg in den Sinn kommen: Da traut sich was zusammen weiterlesen

Mutterntag

Waren Sie mal im Baumarkt? Haben Sie mal nachgesehen, wie viele Arten von Muttern es gibt?!
Spindelmutter… bin ich so oft. Drehe mich um mich selbst. Sehnsüchtig blicke ich dann auf und beobachte all die Flügelmütter dort oben. Und spinne doch meinen Faden weiter.
Für meine Kinder bin ich immer da. Ich beschütze sie, werde zur Ringmutter. Wenn ich schlecht drauf bin auch zur Schnappmutter. Und wenn mir einer ganz blöd kommt, macht er schon mal Bekanntschaft mit der Blindnietmutter. (Meine Kinder gucken dann immer ganz erstaunt.)
Zuweilen aber ist diese Mutter auch eine Käfigmutter. Wirklich schlimm wäre es erst, wenn sie nicht mehr versuchte auszubrechen.
Die Kontermutter.
Oft Schweißmutter.
Und wenn ein kleiner Sechsjähriger dann zwischen Abendbrot und Zahnbürste sagt „Mama, Du siehst aus wie eine Prinzessin!“
Dann – ja, dann bin ich die
Kronenmutter.

Brandenburger Windschnitt

Brandenburg.
Rainald Grebe hat gesungen „Wenn man zur Ostsee will muss man durch Brandenburg.“  Wie wahr…
Mein Blick geht ein wenig in der kargen Landschaft spazieren. Was soll er auch machen. Braungrauer Acker zieht vorüber. Dann, am Rand der Bahnstrecke bei Gransee: schicke Häuser und Gärten, dicht an dicht. Und in einem dieser Gärten: eine Yacht. Der Name prangt stolz am Bug:
Igel.
Eine Yacht namens…
Igel?

Welcome to the Hotel California, summt es mir durch den Kopf.
In mir keimt ein Verdacht.
Ich sehe den bemühten Blaumann in der KfZ-Werkstatt im Nachbardorf plötzlich ganz deutlich  vor mir wie er sagt „Wie soll det Schmuckstück denn heißen? Klar Chef, Igel, machen wa. Dunkelblau auf weiß, extra witterungsfester Lack, versteht sich, doppelter Anstrich, logo…“

In all ihrer weißen Windschnittigkeit liegt sie nun da, im Granseer Vorgarten.
„Fly like an Eagle… “ summe ich vor mich hin…
In meinem Kopf entstehen ganz neue Bilder zu dem Song.  Ein wenig Mitleid habe ich schon mit dem stolzen Stück.
Lass den Mast nicht hängen.
Time keeps on slippin´into the future.

Das schöne Leben

Berlin. Nieselregen. Der Helm sitzt.

Montagmorgen, 7 Uhr 40, mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Regio nach Spandau. Bei den ganzen Insekten am Kanal hat man quasi schon gefrühstückt, wenn man am Bahnhof ankommt. Der kleine Eiweißshock, denke ich müde… Motte Machiato…
Aber das wirklich nervige Summen geht immer erst im Zug los: Hunderte von Pendlern dämmern im Ist-das-Wochenende-wirklich-schon-vorbei-Modus vor sich hin. Lehnen die verkaterten Stirnen an die vibrierenden Fensterscheiben, während ringsum munter Smartphones aller Couleur tönen und summen.

Ich bin kein Freund von Schubladendenken. Eigentlich. Andererseits… Das schöne Leben weiterlesen

Von Sauerflatterern und Sorglosverkäufern

In der Wissenschaft werden verschiedene Stadien beschrieben, die man bei der Entwicklung von Sprache im Kindesalter beobachten kann. Über den Punkt allerdings, an dem die Rückentwicklung einsetzt, habe ich bisher nichts gefunden. Vielleicht sollte ich mal ein paar Sprachwissenschaftler zu uns nach Hause einladen?
Doch eines nach dem anderen.

Zu meinem Hintergrund sei erwähnt, dass ich sozusagen in einem Männerhaushalt lebe. Mein Mann und meine beiden Söhne , 12 und 17, sind herzallerliebst – aber machen es mir zuweilen doch recht schwer, klassisch weiblichen Bedürfnissen, beispielsweise nach Kommunikation oder Tischgestaltung, nachzukommen. Ja, liebe Freundinnen und Freunde der Genderbewegung, irgendwo müssen die Klischees ja herkommen. Ihr müßt jetzt einfach mal tief atmen. Von Sauerflatterern und Sorglosverkäufern weiterlesen

Voll der Knabe

Es ist der 24. Dezember.
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint warm und hell vom Himmel.
Ich klage meiner Freundin Moni: auf meinem Balkon rankt die Kapuzinerkresse und die Rosen kriegen neue Triebe… Sie sagt sehr trocken „Was soll ich sagen? Ich hab Himbeeren.“
Vor der Archenhold-Sternwarte soll ein Kirschbaum blühen.

Ich schaue nochmal in die Mails, bevor ich mich der Weihnachtsküche widme.
Xing schreibt mir.
„Schöne Bescherung, Frau Riedel! “
Zucke innerlich sofort zusammen und überlege, was ich falsch gemacht habe. Mir fällt auch einiges ein – aber das kann Xing eigentlich nicht wissen. Vielleicht meinten Sie es nur lustig. Ho ho ho…
Fitness First immerhin schickt mir einen 10€ -Adventskalender-Gutschein für den Webshop. Ich kann mich damit auch für das Programm anmelden, bei dem man nicht mehr ins Studio kommen muss, sondern den Sport online zu Hause erledigen kann. Kostet extra, aber hey… (Irgendwie erinnert es mich an diesen Sketch, in dem ein sehr erfolgreiches Businesspärchen versucht, im Terminkalender eine Lücke für mal-wieder-Sex zu finden. Es gipfelt nach vielen Terminfindungsschwierigkeiten in dem Satz der Frau: „Na, ich muß ja eigentlich auch nicht unbedingt dabei sein. Schick mir doch einfach das Protokoll.“ So ähnlich stelle ich mir das vor, wenn man online ins Fitnessstudio geht.) Voll der Knabe weiterlesen