Gruß von Christa!

Heute mal eine Randnotiz.
Wenn ich schreibe, erzähle ich aus meinem Leben. Aus dem echten bekloppten verrückten Leben, durch das wir uns tagein, tagaus bewegen, oder: das sich durch uns bewegt, ob wir wollen oder nicht. Leben halt. Nichts ist erfunden. 

Und so kommt es natürlich vor, dass in meinen Texten Familienangehörige, Freundinnen und Freunde auftauchen. Bevor ich diese Geschichten dann vorlese oder sonstwie veröffentliche, frage ich natürlich nach, ob die Betreffenden mit der Nennung ihres echten Namens einverstanden sind oder ob ich etwas verklausulieren soll. 
Das allerdings kommt selten vor. Erstaunlich selten. Was mich natürlich freut, denn so ist beim Erzählen auch das letzte Fünkchen Authentizität gewahrt.
Wenn ich von meiner Freundin Christa spreche, zum Beispiel. Denn Christa ist einfach sowas von Christa – der Name ist für mich ein gefühltes Gesamtpaket, ihn zu ersetzen fiele mir schwer. 

In der Geschichte „Das Perlhuhn“ habe ich vor einiger Zeit von Christa und ihrem Töpferfeldzug berichtet, in dem sie sich für all die furchtbaren selbstgebastelten Muttertagsgeschenke ihrer inzwischen großen drei Söhne revanchierte. Ein Sohn hatte einen Stiftebehälter bekommen mit einem modellierten Seestern darauf, der zweite eine Art Schale und bei Sohn Nr. 3 – da weiß bis heute keiner so genau, was es sein soll. Sie auch nicht. 
„Susanne“ hatte sie damals mit einem Blitzen in den Augen verkündet. „Ab heute wird zurückgetöpfert“. Ich fand das großartig. Deshalb schrieb ich es auf. 
Christa freute sich, als die Geschichte in einem Buch erschien, verschenkte sie es kichernd in ihrem gesamten Freundeskreis, und als ich die Geschichte bei der Ladies Night erzählte, reiste sie mit nach Köln und saß glucksend in der ersten Reihe. So weit, so gut.

Ob sie allerdings noch einmal ihren wirklichen Namen hergeben würde, weiß ich nicht so genau. Denn seither muss sie sich so einiges anhören… 

Auch mir ist es ja inzwischen vertraut, dieses – na, sagen wir, dieses Feedback, nach dem man gar nicht gefragt hat. Kommentare auf Facebook, naserümpfende Nachfragen am Telefon und die indirekte Rügen am Gartenzaun. Als mein Buch herauskam, in dem häufig meine Kinder erwähnt werden, aber eher selten ihr Vater, bekam ich ausgerechnet darauf erstaunlich viel Resonanz.  Sicher sei es schwer für ihn, so vernachlässigt zu werden. Der arme Mann. 
Eine Reporterin fragte mich mal: Frau Riedel, ihr Mann taucht in ihren Geschichten selten auf – ist der nicht komisch? 

Christa jedenfalls bekam ordentlich eingeschenkt. Eine schlechte Mutter sei sie, wenn sie sich so abfällig und unpädagogisch über das Selbstgebastelte ihrer Kinder äußern würde. Das hätten sie doch schließlich mit Liebe gebastelt, manche vermuten gar eine Traumatisierung. Eine ganze Weile trug sie das mit Fassung – Christa ist Psychologin, sei an dieser Stelle erwähnt – , doch als sich solche Äußerungen auch im Bekanntenkreis mehrten, hatte sie das Gefühl, ein klärender Nachsatz wäre nicht schlecht. Und ich fühle mich überaus zuständig, sie hier mal zu zitieren.  

Für alle, die sich nun Sorgen machen um die armen Jungs, deren Mama so böse über das Selbstgebastelte der Kinder berichtet:

Irgendwann im Laufe deiner Kinderbegleitung musst du dich entscheiden zwischen „freundlich oder ehrlich“. Das ist sehr persönlich und hängt von vielen Faktoren ab. 
Ich stand vor dieser Frage bezüglich Selbtgebasteltem zum ersten Mal als meine Zwillinge mit ca. 11 Jahren als Ergebnis der Schul-Weihnacht-Basar-Bastelaktion 2 Nussknacker aus dem Erzgebirge, in Hertha-BSC- und Nationalmannschaft-Trikots angemalt, präsentierten. Selbst meine Mutter, die sich alles von ihren Enkelsöhnen auf die Kommode gestellt hätte, hat nicht widersprochen, als ich mich weigerte diese Kunstwerke in die Vorweihnachtsdeko zu übernehmen. 
Wir lachen als Familie über viele dieser Geschichten, übrigens auch über Geschenke von mir an die Söhne. Und glauben Sie mir: Meine Söhne wurden in ihrer Kindheit ehrlich und altersgerecht gelobt und in Grund und Boden gewertschätzt. Fragen Sie sie doch selbst…

Ich bin so dankbar für eine Familie mit besonderem Humor und für Susanne Riedel, die diesen Humor teilt. 

Christa

Ich fasse zusammen: Christa geht es gut. Ihren Söhnen geht es gut. Und ja, ich kann berichten: auch meinem Mann geht es gut. Und wenn jetzt alle wieder ihre eigenen Perlhühner töpfern würden, bitte.
Danke. 
Geht doch.