Neues Jahr, neues –

Die Feiertage sind gewuppt, das neue Jahr geschlüpft. Wir beschnuppern uns noch ein wenig, 2024 und ich, und fassen nur langsam Vertrauen. 

Wie oft habe ich diesen unsäglichen Satz jetzt schon gehört „Es kann ja nur besser werden“. Es erinnert mich daran, wie meine Tante Erna über die Jahrzehnte hinweg bei jeder Beerdigung sagte „Ach, dann werd ich wohl die nächste sein“. Alles leere Versprechungen. 
„Ich wünsche dir ein zauberhaftes Jahr, in dem sich deine Wünsche erfüllen“, schrieb mir eine Freundin jetzt, ernsthaft, und dann fing ich an darüber nachzudenken, was ich mir eigentlich wünsche, was ich für zauberhaft halten würde – und dann hatte ich plötzlich dieses Neunzigerjahre-Video im Kopf von Meat Loaf, I would do anything for love, so eine Beauty and the Beast Geschichte war das , da ging es auch um Zauber und Wünsche, und am Schluss küsst die Schöne das Biest und alles wird ganz hell und das Biest verwandelt sich in – Meat Loaf. So ungefähr war das letzte Jahr. Und ich weiß nicht so recht, ob ich das neue küssen will. Wir lassen es mal langsam angehen. 

Ich bin jedenfalls ganz froh, dass wieder so eine Art Alltag Einzug hält.
Heute ist der 6. Januar. Manche denken: O, Dreikönigstag! Ich denke: Mist, in 11 Monaten ist wieder Nikolaus. 
Schuhe füllen bei meinen Kindern ist nicht mehr so einfach. 
Der Ältere hat Schuhgröße 50. Er ist im letzten Jahr ausgezogen, ich habe ein Paar Schuhe da behalten, sie stehen vor der Tür. Um Einbrecher abzuschrecken. 

6. Januar.
Im Briefkasten sind 2 Weihnachtskarten. Die Post macht langsam auch auf Bahn. 
Meine Freundin Moni hat am letzten Wochenende ihre Lieblingsmütze im ICE liegenlassen und sich ans Fundbüro der Deutschen Bahn gewandt. Während sie ihre Verlustanzeige aufgab, machte ihr der Mitarbeiter wider Erwarten sehr viel Hoffnung, diese tatsächlich wiederzubekommen. Die Rückführungsquote der Fundsachen, erzählte er stolz, liege sogar noch über der Pünktlichkeitsquote der Deutschen Bahn. Nämlich bei 60 Prozent. 
Ich weiß also nicht, ob ich die Daumen drücken oder lieber gleich anfangen soll zu stricken. 
6. Januar.
Heilige Drei Könige. Gehören die Worte Myrrhe und mürrisch eigentlich zum gleichen Wortstamm? Es würde so viel erklären. Vielleicht waren auch Übersetzungsfehler im Spiel. Und eigentlich war es ein mürrischer König und ein goldiger König und der dritte war einfach nur Raucher. 
6. Januar.
In der Nachbarschaft ist Abschmücken angesagt, die Bäume fliegen nur so aus den Fenstern, am Straßenrand liegt ein kleiner Wald.  

Vielleicht werde ich es in diesem Jahr nochmal versuchen, meine Familie zu überreden, Weihnachten erst ein oder zwei Wochen später zu feiern. Die Dominosteine gibt´s dann für die Hälfte, Geschenke werden massenhaft bei Ebay verhökert und die Nordmanntanne kann man sich umsonst von der Straße holen. Die Kirchen sind dann auch nicht so voll.  

Weihnachten nachfeiern. Ja, vielleicht die erste Sache, die ich mir wünsche von diesem neuen Jahr. Aber nur ganz vorsichtig. Wir lassen es mal langsam angehen, das neue Jahr und ich.